Auf den Spuren der Inkas

(14.04.2012 - 06.06.2012)

 

Nachdem wir noch einige Wochen in La Paz verbracht haben führte uns unsere Reise zu zwei weiteren kulturellen und landschaftlichen Highlights Südamerikas. Zuerst ging es an den Titicaca-See, den höchsten schiffbaren See der Welt. Dort erwartete uns eine atemberaubende Landschaft, schwimmenden Inseln und Dörfern bei denen es scheint als ob die Zeit stehengeblieben ist. Danach reisten wir weiter nach Cusco und in das heilige Tal der Inkas. Dort lauerte, versteckt im Nebelwald, deren verlorene Stadt Machu Picchu auf uns.

Wie bereits im letzten Beitrag angekündigt, haben wir uns noch eine ganze Weile in La Paz aufgehalten. Nachdem wir nun mehr als sieben Monate unterwegs waren, brauchten wir einfach mal eine Pause und ein bisschen Alltag. Irgendwann fällt es schwer die ganzen Eindrücke, die an einem vorbeirasen überhaupt noch aufzunehmen. Durch unsere Kontakte zur Schweizer Entwicklungszusammenarbeit und vor allem die Sprachschule ist es uns gelungen tiefer in Leben, Kultur und Denken der Bolivianer vorzudringen. Das Leben in La Paz zu beschreiben fällt trotzdem schwer. Ein Versuch:

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Unorganisiert und von allem ein bisschen aber nix richtig: Überall herrscht Chaos pur. Bestes Beispiel ist natürlich der Verkehr. Mehrmals am Tag schlägt man die Hände über dem Kopf zusammen. Warum braucht eine Kreuzung mit Ampel dennoch zwei Polizisten die den Verkehr regeln? Warum gibt es 380 legale und wer weiß wie viele illegale Buslinien allein in La Paz? ...

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das Leben ist auf der Straße: Supermärkte oder Einkaufszentren sind hier total fremd. Von Lebensmitteln über Haushaltswaren bis hin zu  Elektrogeräten - es gibt einfach alles auf der Straße. Man muss nur wissen wo, denn je nach dem was man sucht muss man zu bestimmten Straßen gehen. Auch anstatt der „Gelben Seiten“ eignet sich eher ein Stadtplan. Denn auch für Dienstleistungen gibt es eine Art „Strich“ auf der Straße. Braucht man beispielsweise einen Klempner geht man einfach auf die richtige Straße und nimmt sich einen mit. Oder möchte man einen Transporter mieten, geht man auf die richtige Straße und schnappt sich einen samt Fahrer.

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Gastfreundlich, nett und zuvorkommend: Egal wo man hinkommt. Die Menschen sind grundsätzlich freundlich und interessiert. Und das nicht ausschließlich um Geld zu verdienen.

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sehr religiös und auf ihre Traditionen bedacht: Ob man an einer Kirche vorbeiläuft oder der Busfahrer um eine Kurve fährt, es wird eigentlich grundsätzlich gebetet und sich selbst bekreuzigt (besonders beim Busfahren tut das auch manchmal not). Auch für Leute in unserem Alter zum Beispiel ist es unvorstellbar einfach zusammenzuwohnen, bevor man nicht verheiratet ist. Unehelich Kinder gehen auch gar nicht. Nicht zuletzt kann man sich, vom Auto über das Haus bis zum Schulabschluss so ziemlich alles segnen lassen. Man muss nur genug Opfer an Pachamama (Mutter Erde) geben.

Verkehr

tägliches Chaos in El Alto

 

Verkehr Fleischmarkt in La Paz

Am Ende haben wir reichlich einen Monat in La Paz verbracht, bevor wir uns wieder aufgemacht haben den Kontinent weiter zu entdecken. Erstes Ziel war der drei Stunden von La Paz entfernte Titicacasee. Dieser riesige See liegt auf ca. 3.800m  Höhe mitten auf dem Altiplano. Gemeinsam mit Freunden aus La Paz ging es zunächst auf die Isla del Sol (Sonneninsel). Die Inkas glaubten dass die Sonne dort geboren ist und so findet man auf der Insel eindrucksvolle alte Tempelruinen. Da es auf der Insel keine Autos gibt, haben wir die Ruhe genossen und sind wandern gegangen.

Zurück auf dem Festland ging es von Copacabana über die Grenze nach Puno. Diese nicht sonderlich schöne Stadt liegt auf der peruanischen Seite des Titicacasees. Von dort aus haben wir eine Tour zu den Islas Flotates (schwimmende Inseln) unternommen. Als sich die Inkas ausgebreitet haben und die umliegenden Regionen unterdrückt haben, flüchteten sich die Bewohner des Sees auf schwimmende Inseln aus Schilf. Heute gibt es immer noch Familien die ausschließlich auf diesen Inseln leben. Als Reisender bekommt man allerdings nur eine sehr touristische Version davon vorgesetzt. Dennoch kann man sich vorstellen wie es dort einmal war.

 

IslasSchwimmende Inseln auf dem Titicacasee

JanineMachu Picchu von oben  

Von Puno ging es für uns weiter nach Cusco und somit in das heilige Tal der Inkas, in dem sich auch Machu Picchu versteckt. Nach einigen Tagen in Cusco, einer wirklich eindrucksvollen Kolonialstadt sind wir Richtung Machu Picchu aufgebrochen. Da die traditionelle Wanderung entlang eines alten Inkaweges erstens ausgebucht und zweitens überteuert war, haben wir uns für den viertägigen Inka-Jungle-Trail entschieden. Am ersten Tag ging es mit dem Bus auf 4.300 Meter Höhe hinauf nur um dann mit dem Fahrrad 50km weit 2.000 Höhenmeter über Serpentinen wieder runter zu fahren. Die nächsten zwei Tage sind wir etwa 55km auf Berge, durch Täler und über Flüsse nach Aquas Calientes, dem letzten Ort vor Machu Picchu gewandert. Von dort aus ging es am nächsten Morgen in aller Frühe (4:30 Uhr) auf zum Machu Picchu. Wie bei einem Konzert, will jeder der Erste sein. Doch vorher wartet noch ein einstündiger Aufstieg. Insgesamt 500 Höhenmeter sind auf Stufen zu überwinden bevor man endlich den Anblick von Machu Picchu bewundern kann. Aber was kann man zu einer riesigen Inkastadt mitten auf einen Berg und umgeben von mystischem Nebelwald schreiben? Es war absolut eindrucksvoll und die vier Tage Wanderung haben sich auf jeden Fall gelohnt. Nach einer Führung und ein paar Stunden den Anblick genießen ging es für uns im Zug zurück nach Cusco. Nachdem wir uns wieder erholt hatten, haben wir noch einen Freund in Pisaq besucht. Das ist ein kleiner Ort, etwa eine Stunde von Cusco entfernt an dem man weitere Inkatempel bewundern kann. 

 

MichaMicha und sein neuer Freund

Als wir dann schlussendlich genug Inkaluft geschnuppert hatten haben wir uns nach Arequipa aufgemacht. Die Stadt hat eigentlich nichts Spezielles zu bieten. Aber sie ist Ausgangspunkt für Wanderungen in den Colca Canyon. Dieser Canyon ist der zweittiefste Canon der Welt und damit tiefer als der Grand Canyon in den USA.  Auf einer zweitägigen Wanderung kann man in den Canon hinabsteigen, in einer warmen Oase übernachten und am nächsten Tag wieder aufsteigen. Außerdem kann man Condore beobachten, die die Thermik nutzen und den Canyon hinaufsteigen. Nicht zuletzt haben wir hier eines der Nationalgerichte Perus probiert. Es gab frittiertes Meerschweinchen. Fazit: nicht schlecht, aber auch nicht besonders lecker und viel dran war auch nicht.

 

MeerschweinLecker Meerschweinchen

Damit war es uns aber erst mal genug mit wandern, Höhenluft und Kälte! Nach insgesamt mehr als 8 Wochen auf mehr als 3.000 m Höhe haben wir die Berge für das erste verlassen und freuen uns auf kurze Sachen, Wärme und Sonne. Schließlich haben wir ein wenig Sommer nachzuholen. Alle Bilder gibt es wie immer in der Galerie.

In diesem Sinne: bis die Tage

Janine & Micha