Zebrasafari durch den Norden Chiles

(23.02.2012 - 15.03.2012)

 

Drei Wochen lang ging es mit unserem Zebra-Camper durch den Norden Chiles und Argentinien. Dabei haben wir mehr als 5.000 km hinter uns gelassen und vier Mal die Anden überquert. Neben schlechten Schotterpisten, steilen Bergpässen, Wüste und Wasser an den falschen Stellen gab es atemberaubende Berglandschaften, grüne Flusstäler, einzigartige Salzseen, heiße Geysire und eine blühende Wüste. Geschlafen haben wir meistens irgendwo in der Pampa, an Tankstellen und ab und an mal auf Campingplätzen.

Gestartet sind wir in Santiago, der Hauptstadt von Chile. Dort haben wir erst mal ein paar Tage mit Reisevorbereitungen verbracht. Am 23. Februar konnten wir dann endlich unseren Camper in Empfang nehmen. Dabei handelt es sich nicht um ein Wohnmobil, wie man es sich vorstellt, aber unter der Zebrahaut steckt alles was man für einen Roadtrip braucht. Der kleine Transporter war mit ein paar Sperrholzplatten so umgebaut, dass man unten sein Gepäck verstauen und oben drüber auf ein paar Matratzen schlafen kann. Im Heck ist noch eine kleine Küche, mit allem was man zum überleben in der Wildnis benötigt, eingebaut. Es konnte also sofort losgehen.

 

Zebra

unser Zebracamper

Alte Passüberquerung Paso San Cristobal

 

Erstes Ziel war Mendoza in Argentinien. Das hieß, es ging ein erstes mal rüber über die Anden. Von Bekannten hatten wir gehört, dass es neben dem Tunnel auch noch eine alte Passüberquerung geben muss. Nach ein wenig durchfragen, haben wir nicht nur den Pass, sondern auch unsere erste Herausforderung gefunden. Über eine steile, kurvenreiche Schotterpiste ging es innerhalb weniger Kilometer auf 4.200 Meter hinauf. Endlich oben angekommen, konnten wir den Ausblick dann doch genießen. Auf argentinischer Seite führte uns unser Weg nach Maipu und Mendoza – die Weinregion in Argentinien.

Weiter ging es Richtung Norden nach San Juan um von dort die Anden wieder zurück gen Chile zu überqueren. Diesmal hatten wir uns vorgenommen keine Experimente zu machen. Allerdings haben wir schnell festgestellt, dass der Tunnel der den Paso Aqua Negro abkürzt noch immer ein „Projekt“ ist. Also wieder Schotterpiste rauf und auf der anderen Seite, vorbei (oder mitten durch) Ziegenherden, kleine Siedlungen und Pferden wieder runter. Ein am Anfang noch ganz kleiner Fluss entlang der Straße wird talwärts immer größer und erweckt schließlich das Vale del Elqui zum Leben. Zwischen den kargen Bergen entsteht plötzlich ein tiefgrünes Tal in dem Weinanbau im Vordergrund steht und aus dem das chilenische Nationalgetränk Pisco (ein Weinbrand) hergestellt wird.

 

Ziegen auf dem Bergpass

MondDer Mond im Teleskop  

Außerdem sind Chile und besonders diese Region für seinen klaren Sternenhimmel bekannt. Es gibt wenig Lichtverschmutzung und kaum Wolken (30 Wolkentage im Jahr). Deshalb baut so ziemlich jedes Land außer Chile hier riesige Observatorien. Die Chilenen sichern sich dabei jeweils 10% kostenlose Nutzung und kommen damit genauso auf ihre Kosten. Nachdem wir in der Nacht schon mit bloßen Augen nicht aus dem Staunen herausgekommen sind, mussten wir einfach die Sternwarte in Vicuna bei Nacht zu besuchen. Neben beeindruckenden Bildern kamen dann die Astronomie Stunden aus längst vergangenen Schulzeiten auch wieder ins Gedächtnis.

Nach drei Tagen ging es weiter von den Anden geradewegs ans Meer. Erstes Ziel Huasco und ein wenig nördlich der Nationalpark Llanos de la Challe. Wir hatten gelesen, dass man dort ziemlich einsam am Strand campen kann. Also in La Serena noch mal die Vorräte für die nächsten Tage aufgefüllt und dann - Volltreffer! Nur ein wenig abseits der Panamericana (Routa 5) führt eine Schotterstraße mehrere hundert Kilometer am Meer entlang. Die schroffe Küste mit den eigenartig geformten Felsen ist etwas ganz spezielles. Kilometerweit nur Sand, Steine und Meer. Keine Siedlungen oder irgendwas. So muss es sich wohl auf dem Mond anfühlen.

 

CampenCampen am Strand

SonnenuntergangSonnenuntergang in Llanos de Challe

 

Aber irgendwann muss man auch mal wieder duschen. Das Meer eignet sich wegen der starken Strömung und dem kalten Humboldstrom nicht wirklich. Von der Straße aus haben wir einen kleinen Ort gesehen. Also sind zur „Strandpromenade“ gefahren und haben den Bademeister gefragt ob es irgendwo ein Bad/Dusche/WC gibt. Die gab es dann auch und sie war riesengroß, neu, sauber und sogar kostenlos. Das passte irgendwie aber nicht zu dem Ort, denn der war wie ausgestorben. Später stellte sich heraus, dass der Ort in den Ferien von vielen Chilenen besucht wird und man am Strand vor Leuten kaum laufen kann. Außerhalb der Saison ist dann eben außer dem Bademeister keiner mehr da. Und der freute sich auch über Gesellschaft. Dummerweise hatten wir den Camper zum übernachten neben dem Bungalow vom Bademeister geparkt. Und so passierte es dann auch, dass wir uns die ganze Nacht die Lebensgeschichte von Tarzan Alvarez (Bademeister), mit deutschen Wurzeln und einem Kunsthandwerkshändlerpaar (Batik T-Shirt und weiterer Spittel) verfolgt haben. Anfangs wurde das Ganze noch mit Bildern unterlegt, doch mit steigendem Alkoholpegel nahm sein chilenischer Dialekt zu und wir haben nicht mehr viel verstanden. Aber er hat immer fleißig erzählt und am nächsten Tag haben wir ihn noch mit in die nächstgrößere Stadt Chanaral genommen.

TarzanUnser Abend mit Tarzan Alvarez Kunzmann

Von dort aus ging es zum Nationalpark Pan de Azucar später über Antofagasta nach San Pedro de Atacama. Und ab dort wird Wasser zu einem echten Luxus. So muss man sich beispielsweise daran gewöhnen das man die Duschen auf einem Campingplatz nur zwei Stunden am Tag nutzen darf – und dann auch nur fünf Minuten pro Person. Auf der Strecke dahin gibt es außer Wüste auch nicht viel. Sogar die Städte dazwischen sind verlassen. Die sogenannten „Ex-Oficinas“ waren in den 20gern Orte in denen Salpeter abgebaut wurde. Nachdem der Bedarf nachließ, gab es auch keinen Grund die Städte am Leben zu halten. Auf unserem Weg haben wir die Geisterstadt Chacabuco besucht, in der einst 7.000 Menschen gelebt haben. Neben Wohnhäusern, Plätzen und verrosteten Autos gab es sogar ein gut erhaltenes Theater und die komplette Fabrik unwirklich und mitten in der Wüste zu bewundern. Entlang der Strecke konnte man immer wieder die Überreste dieser Oficinas sehen.

Kilometerweit durch das Nichts..

 

Es wurde bereits dunkel, als wir San Pedro de Atacama schließlich erreicht haben. San Pedro ist der Beste Ausgangspunkt um die Atacama Wüste zu erkunden. Auf der Suche nach einer geeigneten Stelle zum übernachten, kamen wir zufällig zu einer Sackgasse die an einem Fluss endete. Der Platz machte einen guten Eindruck und da wir dort wenige Leute erwarteten haben wir unser Nachtlager aufgeschlagen. Es dauerte allerdings nicht lange, bis sich eine Gruppe zu uns gesellte. Tarzan steckte uns noch in den Knochen, aber es stellte sich schnell heraus, dass es einheimische waren die das seltene Spektaktel hier einen Fluss sehen zu können genießen wollten. Dabei erfuhren wir auch, dass die Sackgasse eigentlich eine durchgängige Straße war und es bis vor kurzem hier eine Brücke gab. Regenfälle vor Ort und Bergwasser aus Bolivien hatten also wirklich die trockenste Wüste der Welt unter Wasser gesetzt. Nach einem netten Abend und den Tipps der einheimischen im Gepäck haben wir uns den nächsten Tag gleich auf die Socken in Richtung Salar de Atacama gemacht. Und wirklich – die Wüste hat geblüht! Außerdem gab es Flamingos, Bergseen auf 4.000 Meter Höhe und Alpacas zu sehen. Und wir haben es uns natürlich nicht nehmen lassen in einem der Salzlagunen zu baden. Nach einer kleinen Fehlinterpretation des Straßenschildes mussten wir auf dem Rückweg dann noch mal 60km in die andere Richtung fahren. Durch die Straße in der trockensten Wüste der Welt floss plötzlich ein Fluss. Weiteres Highlight war das Vale de la Luna (Tal des Mondes), eine Tal mit riesigen Sanddünen und schroffen Felsen.

BadenBaden in der Salzlagune

Die nächste große Etappe sollte uns ein weiteres Mal über die Anden nach Salta in Argentinien führen. Diesmal dachten wir: Alles easy – schnell rauf und wieder runter. Auch auf der Karte war diesmal eine Asphaltstraße eingezeichnet. Zum Glück haben wir zufällig noch erfahren, dass wir die Ausreiseformalitäten und den Zoll mit dem Auto bereits in San Pedro abwickeln müssen, obwohl die eigentliche Grenze noch 160km entfernt ist. Auch mit schnell rauf und wieder runter wurde es nichts. Schnell hoch ging es, aber die Anden hier sind viel breiter als im Süden und so schlängelt man sich auf bis zu 4.800m Höhe über 160km an den großen Berggipfeln, Salzseen und Vulkanen vorbei. Aufgrund eines Erdrutsches haben wir dann noch eine unfreiwillige Nacht in den Bergen verbracht. Ganz schön kalt war es, aber am nächsten Morgen war die Straße wieder befahrbar.

ScheibeScheibe flicken bei Nacht

 

Grün, grün, grün – endlich wieder Wiese und Bäume. Die Westseite der Anden bekommt den ganzen Regen ab, der der anderen Seite fehlt. Die grüne Argentinische Seite war eine echte Abwechslung. Über San Salvador de Jujuy sollte es weiter bis nach Salta gehe. Jetzt konnte es nur noch besser werden, dachten wir. Der kleine Rückschlag kam nach zwei Tagen. Während wir uns die Innenstadt von Jujuy angesehen haben, hat es doch tatsächlich jemand gewagt unserem Zebra ein blaues Auge zu verpassen. Als wir zum Auto zurückkamen war die Polizei schon vor Ort. Nach einem kurzen Schreck konnten wir feststellen, dass bis auf die eingeschlagene Scheibe, das Radio und das GPS nichts fehlte. Wir hatten alles Wichtige im Auto versteckt und unser „Sicherheitssystem“ hat also funktioniert. Nach Janines erster Erfahrung in einem Polizeiauto haben wir das Fenster dann notdürftig geflickt und wieder Ordnung gemacht.

Die letzte Etappe führte uns dann wieder zurück über den Paso de Jama. Diesmal hatten wir eine Nacht auf dem Pass eingeplant, da es auf dem Weg noch einiges zu sehen gab. Wir machten halt in Purmamarca, einem kleinen Ort am Fuße des Cerro de siete colores (Berg der sieben Farben). Danach ging es die steilen Serpentinen wieder hinauf zu den Salinas Grandes, dem größten Salzsee Argentiniens. Während er auf dem Hinweg noch unter Wasser Stand, konnten wir jetzt einen Spaziergang auf der gewaltigen Salzkruste wagen. Absolut unwirklich! Und pünktlich zum einsetzenden Hagelsturm hatten wir dann auch die Tankstelle erreicht an der wir  übernachten wollten.

 

JamaSerpentinen am Paso de Jama

Zum Abschluss haben wir uns noch ein absolutes Highlight zurück in San Pedro de Atacama offen gelassen: die El Tatio Geysire. Auf 4.200m Höhe gibt es dort 64 Geysire aus denen bis zu 86°C heißes Wasser sprudelt. Am eindrucksvollsten sind die Geysire im Morgengrauen und bei Sonnenaufgang. Der Plan war also oben zu übernachten um pünktlich vor Ort zu sein. Da wir etwas spät dran waren und die Straße zunehmend schlechter wurde konnten wir es allerdings vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr schaffen.

El Tatio Geysire

 

Am Wegesrand trafen wir zwei Schweizer in einem ähnlichen Camper, denen es ähnlich ging. Schnell wurde beschlossen die Nacht gemeinsam am „Straßenrand“ zu verbringen. Es gab Spagetti mit Thunfisch, Rotwein und spannende Geschichten – zur Abwechslung mal auf Deutsch. Um fünf Uhr morgens haben wir uns dann an den Aufstieg gemacht. Da der Weg schwer zu erkennen war, haben wir versucht den Autos der Tourenanbieter zu folgen. Das hat etwas zu gut geklappt, denn plötzlich steckten wir alle gemeinsam im Schnee fest. Mit ein wenig Verspätung haben wir dann aber doch die Geysire erreicht und das das hat sich auf alle Fälle gelohnt. Sowas haben wir noch nie gesehen - unbeschreiblich. Sogar ein Bad im warmen Wasser der Geysire war möglich.

Mit all den Eindrücken im Gepäck ging es über Calama zurück nach Antofagasta. Dort haben wir den Camper dann wieder abgegeben. Alle Bilder gibts wie immer in der Galerie. Schade – das war ein wirklich tolles Abenteuer.
In diesem Sinne: Bis die Tage

Janine & Micha